Botschaft der Ersten Präsidentschaft

Ensign, Dezember 1975

 

Botschaft der Ersten Präsidentschaft


Unsere Pfade haben sich wieder getroffen

 

von Präsident Spencer W. Kimball

 

Nach Generationen der Trennung vereinigen sich wieder die Kinder Josephs in der Bruderschaft des Evangeliums.

Vor langer Zeit erzählte mir ein älterer Navajo-Bruder etwas, über das ich viele Male in den Jahren, in denen ich vermittelt habe, nachgedacht habe. Er sagte: „Dieses Evangelium ist etwas, an das wir uns unser ganzes Leben lang zu erinnern versucht haben; nun kommt alles auf einmal zurück. Unsere Väter waren vor langer Zeit mit euren Vätern zusammen, aber dann kam es auf dem Weg zu einer Teilung mit einem großen Stein in der Mitte. Wir gingen den einen Weg und ihr den anderen. Wir gingen lange Zeit um den großen Felsen herum, aber jetzt sind wir wieder zusammen, und von nun an werden wir immer zusammen gehen.“

In dieser Sicht der Geschichte des Umgangs des Herrn mit seinem Volk liegen großartige Erkenntnisse verborgen. Viele Male habe ich in meinem Geist versucht, die langen Jahrhunderte zu überspannen, die uns zu unseren gemeinsamen Vorfahren führen, dieser lamanitische Bruder und ich, und meine Seele ist bewegt, wenn ich daran denke, dass in unseren Adern das Blut der Auserwählten des Herrn fließt – der großen Patriarchen des Alten Testaments, wie Adam und Enoch, und Noah. Ich werde demütig, wenn ich weiß, dass unser gemeinsamer Vater Abraham war, von dem gesagt wird, dass es keinen größeren gab, und der Herr hat sich entschieden, durch dessen Nachkommen seine heiligen Absichten auf Erden auszuführen. Isaak, einer der größten Propheten aller Zeiten, und Jakob, der Vater des ganzen Hauses Israel, sind unsere Vorfahren. Joseph, der nach Ägypten verkauft wurde, ein Mann von ständiger Tugend, der in seinen Tagen für das Haus seines Vaters ein Erretter war, ist auch der Vater der meisten Mitglieder der Kirche heute, einschließlich der Nachkommen Lehis, Ishmaels und Zorams.

Ich habe an die Teilung unserer Wege gedacht, als unsere Väter begannen, ihre getrennten Wege um jenen großen Felsen zu nehmen, der uns diese vielen Jahrhunderte hindurch voneinander trennte, als sich die Worte Moses durch Ungehorsam und Rebellion zu erfüllen begannen: „Der Herr wird euch vor eure Feinde werfen lassen... und [ihr] werdet in alle Königreiche der Erde hinweg geführt werden...

Und der Herr wird euch unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde, ja, bis zum anderen; und dort werdet ihr anderen Göttern dienen, die weder ihr noch eure Väter gekannt haben, ja, aus Holz und Stein.“ (Deut. 28:25, 64)

Wie vollständig und gründlich sind diese prophetischen Worte doch eingetroffen! Denn, obwohl die Heilige Schrift voller Beispiele der Geduld des Herrn mit dem antiken Israel ist – wie ertrug er ihre Geringfügigkeit, hörte sich ihr ewiges Klagen an, wurde von ihrem Schmutz zurück gestoßen, seufzte angesichts ihrer Abgötterei und ihrer Ehebrüche und weinte über ihre Ungläubigkeit – dennoch verwarf sein Volk ihn schließlich durch Unrechtschaffenheit und Rebellion. Dann, den Worten seiner heiligen Propheten getreu, ließ der Herr zu, dass sie zerstreut wurden – erst ein Zweig, dann ein anderer und noch einer – in die vier Himmelsrichtungen der Erde: „Denn siehe, ich werde gebieten und ich werde das Haus Israel unter allen Nationen sieben, so wie das Korn in einem Sieb gesiebt wird.“ (Amos 9:9)

Zuerst wurde das nördliche Reich Israels besiegt und sein Volk vor fast 2.700 Jahren in die Gefangenschaft nach Assyrien verschleppt. Von da an kennen wir dieses Volk, unsere Väter, als die „zehn verlorenen Stämme Israels“ und hauptsächlich Efraim wurde unter die heidnischen Nationen der Erde zerstreut, um in die Finsternis und in einen Abfall zu verfallen, der Jahrtausende andauerte.

Wenig mehr als einhundert Jahre nach dieser ersten Gefangenschaft wurde das südliche Reich Juda von Nebukadnezars Armeen angegriffen; Jerusalem wurde geplündert und ihre Bewohner, die Juden, ins Exil gebracht. Nach einer gewissen Zeit wurde einigen von ihnen gestattet zurückzukehren, aber der Rest wurde ins gesamte westliche Asien zerstreut. Auf die Amtszeit des Herrn Jesus Christus und seiner Apostel folgend wurde aber Jerusalem noch einmal zerstört und das unrechtschaffene und rebellische Juda wurde wieder einmal aus dem Land ihres Erbteils vertrieben, um in Finsternis auf der Erde umher zu wandern und auf die Sammlung Israels in diesen Tagen zu warten.

600 v. Chr., direkt vor der Verbannung Judas, führte der Herr noch einen weiteren kostbaren Zweig des Hauses Israels aus Jerusalem. Vater Lehi floh aus Jerusalem vor der Zerstörung und wurde vom Herrn angewiesen, seine Nachkommenschaft auf den amerikanischen Kontinenten aufzubauen. Dies war ein Volk mit einer beeindruckenden Liste von großartigen und inspirierten Führern. Dies war das Volk des Buches Mormon, die „anderen Schafe“ des Herrn (Joh. 10:16), die er persönlich in der Mitte der Zeiten besuchte, die einmal für den Zeitraum von 200 Jahren eine Gemeinschaft von vollkommenem Frieden und Einigkeit zustande brachten. Trotzdem verfielen diese in Ungehorsam und Rebellion und Bosheit und wurden von der Gegenwart des Herrn abgeschnitten, um gegeißelt, zerstreut und „von Satan umher geführt“ zu werden, „wie Spreu vor dem Wind her getrieben oder ein Boot von den Wellen umher geworfen wird, ohne Segel, oder Anker oder irgendetwas zum Steuern.“ (Morm. 5:18) Der Überrest dieses Volkes sind unsere Brüder, die Lamaniten.

Viele lange Jahrhunderte sind seit dem bedeutenden Tag der Trennung unserer Wege gekommen und gegangen. Zahllose Völker haben gelebt und sind gestorben; viele Reiche haben sich erhoben und sind gefallen. Innerhalb der Grenzen des gewaltigen Horizonts der Weltgeschichte haben wir die Hand des Herrn gesehen; wir haben einen großen Fluss gesehen, geteilt in kleinere Bäche, um über die Oberfläche der Erde zu wandern und sich immer weiter vom Ursprungsort zu entfernen; wir haben die Wanderungen der vielen Zweige Israels gesehen, natürliche Zweige, die einst Teil eines starken und gesunden Baumes waren und dann vom lebendigen Baum abgebrochen und zerstreut wurden.

Dennoch hat der Herr Israel nicht vergessen, denn, obwohl Israel unter allen Nationen gesiebt werden sollte, sagte der Herr: „Dennoch soll nicht das geringste Korn auf die Erde fallen“ und verloren gehen. (Amos 9:9) In unserer Zeit haben wir die politischen Entwicklungen gesehen, die den Weg für die Sammlung Judas zum alten Jerusalem bereitet haben, ins Land ihres Erbteils. Unsere vergleichsweise junge Geschichte hat auch die Vorbereitung des Landes der amerikanischen Kontinente für die Wiederherstellung des Evangeliums durch den Propheten Joseph Smith entfaltet, und wir sind Zeugen geworden von Vielem in Bezug auf die Sammlung des Überrestes von Joseph im Land des Neuen Jerusalems und dem Einpfropfen der natürlichen Zweige Israels in den neuen Baum des wieder hergestellten Evangeliums. Wir selbst werden Zeugen der Erfüllung der Worte des großen Propheten Jesaja:

„Am Ende des Tages wird es geschehen: Der Berg mit dem Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Völker. Viele Nationen machen sich auf den Weg; sie sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er zeigt uns seine Wege, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn von Zion kommt die Weisung des Herrn, aus Jerusalem sein Wort.“ (Jes. 2:2-3)

Und obwohl wir nur den Anfang gesehen haben, wird sich dennoch das Werk, Israel wieder nach Zion zu bringen, bis in die äußersten Teile der Welt ausdehnen. In dieser Hinsicht werde ich an die Worte des Propheten Habakuk erinnert: „Denn ich vollbringe in euren Tagen eine Tat – würde man euch davon erzählen, ihr glaubtet es nicht.“ (Hab. 1:5)

„Darum seht, es werden Tage kommen – Spruch des Herrn -, da sagt man nicht mehr: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus Ägypten herauf geführt hat!, sondern: So wahr der Herr lebt, der das Geschlecht des Hauses Israel aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, herauf geführt und zurückgebracht hat. Dann werden sie wieder in ihrem Heimatland wohnen.“ (Jer. 23:7-8)

Von immenser Bedeutung für dieses Werk der Sammlung der zerstreuten Zweige des Hauses Israel ist das Werk, die Segnungen des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi den Lamaniten zu bringen, denn das Werk des Herrn in diesen letzten Tagen kann in keiner weise vollständig sein, bis diese Kinder einer großen Verheißung in die Herde zurückgebracht sind. Der Herr sagte durch seinen Propheten Lehi: „Sehet, ich sage euch: Ja, ihrer soll wieder unter dem Haus Israel gedacht werden; sie sollen in den wahren Ölbaum eingepflanzt werden, denn sie sind ein natürlicher Zweig des Ölbaums.“ (1. Ne. 15:16) Wir sind Zeugen dieser Ereignisse; wir selbst, Lamaniten und Nichtjuden, haben das Entfernen des großen Steines unserer Trennung gesehen.

Dieser Prozess des Erlösens des lamanitischen Volkes ist weit mehr als einfach gewesen, besonders für die Lamaniten selbst. Denn eintausend Jahre lang nach dem Abschluss des Buch-Mormon-Berichtes wandelte dieses Volk in geistiger Finsternis und waren über die amerikanischen Kontinente und die Inseln des Meeres verstreut. Sie verloren ihre geschriebene Sprache, ihre hohe Kultur und, als Schlimmstes von allem, ihr Wissen vom lebendigen Gott und seinem Werk. Glaube wurde durch Angst ersetzt, reiche Sprache durch verkrüppelte Dialekte und ein Verstehen Gottes und seiner Wege durch Abgötterei, sogar Menschenopfer. Seit der Ankunft des weißen Mannes in Amerika sind sie gnadenlos vertrieben, getötet und gedemütigt worden. Als Columbus kam, reichte die Anzahl dieser Nachkommen der Buch-Mormon-Völker und derer, die sich mit ihnen vermischt hatten, in die Millionen und bedeckte die Inseln des Pazifiks und Amerika von Point Barrow bis Tierra del Fuego. Aber die Eroberer fanden Beute und raubten, und plünderten und metzelten im Land südwärts im Namen von Gold und Silber. Im Land nordwärts trieb die 400-jährige „Schlacht um Amerika“ die Stämme, zahlenmäßig stark reduziert, in die entfernten Ecken des trostlosen Landes. Die Völker der Inseln wurden durch europäische und amerikanische Seeabenteurer verdorben und wurden fast bis zur Ausrottung durch Krankheit reduziert. Einige sagten: „Wenn meine Feder die Gabe des Tränenvergießens haben würde, würde ich ein Buch schreiben und es 'Der Indianer' nennen und ich würde die ganze Welt zum Weinen bringen.“ Nur die stählernste Seele könnte nicht weinen, wenn sie über den Fall dieses Volkes nachdächte, und dennoch war es der Beschluss des Herrn, dass die Lamaniten in dem Land bewahrt bleiben sollten, dass dieser Überrest Josephs wieder in sein verheißenes Erbteil kommen sollte.

Als ich ein junger Mann war und vor mehr als siebzig Jahren unter den Lamaniten lebte, war die Vernichtung der Lamaniten eine finstere Realität. Es schien mir unmöglich, dass sich dieses gebrochene Volk je aus seiner Vernichtung erheben und wieder ein mächtiges Volk werden könnte, wie der Herr es versprochen hatte. Ich erinnere mich, wie ich die Worte von Präsident Wilford Woodruff las, gesprochen an einem Tag, als die Lamaniten buchstäblich die „verschwindenden Amerikaner“ waren:

„Die Lamaniten werden blühen wie die Rose der Berge. Ich bin gewillt, dies hier zu sagen, obwohl ich dies glaube, während ich sehe, wie die Macht der Nation sie vom Angesicht der Erde vernichtet, dass es für mich vielleicht schwieriger ist, an die Erfüllung dieser Prophezeiung zu glauben, als an jede andere Offenbarung, die ich je las. Es sieht so aus, als würden nicht genügend übrig bleiben, um das Evangelium zu empfangen.“ (Journal of Discourses 15:282)

Ja, als ich ein Jüngling von zehn Jahren war, konnte ich mit vollkommenem Einfühlungsvermögen die Worte des alten Häuptlings Tamenund in Coopers Novelle lesen: „Der Zorn Manitus ist nicht vorüber. Warum sollte Tamenund bleiben? Die Bleichgesichter sind die Meister der Erde und die Zeit des Roten Mannes ist noch nicht wieder gekommen. Meine Tage sind zu lang gewesen. Am Morgen sah ich die Söhne Unamis glücklich und stark; und dennoch, bevor die Nacht hereinbricht, werde ich den letzten... der Mohikaner gesehen haben.“

Dennoch begannen sich die Verheißungen des Herrn in Bezug auf die Lamaniten mit dem Hervorkommen des Buches Mormon in dieser Dispensation zu erfüllen (siehe Ether 4:17) und ich konnte so lange leben, um den Beginn ihres nochmaligen Erblühens und das Ankleiden ihrer schönen Gewänder zu sehen.

Mein Interesse am Indianervolk wurde durch einen Patriarchalischen Segen genährt, der zu mir kam, als ich ein kleiner Junge von elf Jahren war. Mein Vater nahm uns Kinder, um uns unsere Patriarchalischen Segen geben zu lassen. Der Mann, der mir meinen gab, war Samuel Claridge, ein weißköpfiger kleiner Engländer, sehr klein. Ich zitiere nur wenige Zeilen daraus:

„Du wirst das Evangelium vielen Menschen predigen, aber ganz besonders den Lamaniten, denn der Herr wird dich mit der Gabe der Sprache und der Macht segnen, diesem Volk das Evangelium in großer Klarheit darzulegen. Du wirst sie organisiert und vorbereitet sehen, als Bollwerk um dieses Volk herum zu stehen.“

Sicher hätte dies weder ein Patriarch oder sonst jemand je erraten können, weil ich gerade mal ein kleiner, gewöhnlicher Landjunge war, als ich diesen Segen erhielt. Es gab keinen Beweis, dass ich je in die Welt gehen und das Evangelium predigen würde, und sicherlich nicht, dass ich zu fast allen Stämmen der Welt gehen würde. Somit war es ziemlich bemerkenswert, dass diese Verheißungen so kommen sollten, wie sie gekommen sind. Das lamanitische Volk nimmt an Zahl und Einfluss zu. Als die Navajos aus Fort Summer nach einer beschämenden und trostlosen Gefangenschaft zurückkehrten, waren nur 9.000 von ihnen übrig; jetzt gibt es mehr als 100.000. Es gibt fast 130 Millionen Lamaniten weltweit. Ihr Aberglaube bahnt den Weg. Sie werden politisch aktiv und übernehmen in ihren Gemeinschaften Verantwortung, wo immer sie wohnen. Ihre berufliche Qualität und ihr Lebensstandard nimmt zu.

Die Kirche ist zu einem gewissen Grad unter ihnen aufgerichtet und sie wird damit fortfahren, auf einer ewig wachsenden Skala zuzunehmen. Es gibt jetzt mehr als 350.000 lamanitische Mitglieder der Kirche. Sie nehmen gläubig an ihren Versammlungen teil. Sie haben das Priestertum unter sich. Sie sind Zweigpräsidenten, Kollegiumsführer, Bischöfe, Pfahlpräsidenten, Hohe Räte, Missionspräsidenten und Führer in allen Phasen des Werkes unter ihnen. Sie besuchen den Tempel und empfangen Verordnungen, die für die Erhöhung notwendig sind. Sie sind intelligent und gläubig; sie sind ein großartiges Volk und ein gesegnetes Volk.

Wahrlich, unsere Pfade haben sich wieder getroffen – wir, ein gemischter Überrest Israels, vornehmlich Efraims, die man sogar Heiden nennt, kommen nun aus der Gefangenschaft hervor (siehe z. B. 1. Ne. 13:19, 39), ein Volk mit einer langen Geschichte des Abfalls, und der Finsternis und der Verfolgung, nun wieder hergestellt nur durch die Gnade des allmächtigen Gottes zu den Segnungen des Evangeliums, damit wir an die Reihe kommen, den Nationen der Erde ein Segen zu sein; und die Lamaniten, ebenfalls ein Volk des Ungehorsams, kehrte jetzt zur Herde zurück, deren Leiden schlimm, und Bestrafung ernst und Demütigung vollständig gewesen sind, deren Betrübnis in diesen vielen Jahrhunderten sicher Fruchtfleisch für die Umkehr gewesen sein muss. Und welcher Art sollte unsere Wiedervereinigung sein? Wir sind Verwandte. Wir sind unter der Haut Brüder und Schwestern. Wir sollten uns gegenseitig mit großer Freude empfangen, wie der verlorene Sohn empfangen wurde: „Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“ (Lukas 15:20)

Ich freue mich darüber, dass es mein Vorrecht gewesen ist, den Lamaniten vom Pazifik bis zum Antlantik das Evangelium zu bringen, von den Ausdehnungen Kanadas bis nach Südchile und auf die Inseln von Hawaii bis Neuseeland. Ich habe mit diesen meinen Brüdern und Schwestern gegessen und habe sie besucht und bin in ihren Heimen ein Gast gewesen.

Ich habe einige getroffen, die sich ein wenig schämten, dass sie Lamaniten sind. Wie kann das sein? Einige würden sich lieber als Nephiten oder Zoramiten oder Josephiten oder sonst etwas definieren. Sicherlich muss es ein Missverständnis geben. Wollten sie sich von den großen Segnungen abtrennen, die der Herr seinem Bundesvolk verheißen hat? Wollten sie ihr Geburtsrecht fortwerfen? Denn der Herr selbst hat sich erwählt, dieses Volk Lamaniten zu nennen – all die gemischten Nachkommen der Väter Lehi, und Ishmael, und Zoram, und Mulek und anderer des Buch-Mormon-Berichts, alle aus den buchstäblichen Nachkommen der Lamaniten „und auch alle, die infolge ihrer Spaltungen Lamaniten geworden waren“. (LuB 10:48)

Ihr, die ihr Lamaniten seid, denkt an folgendes: Eure lamanitischen Vorfahren waren nicht rebellischer als jeder andere Zweig des Hauses Israel. Die gesamte Nachkommenschaft Israels fiel in die Abtrünnigkeit und erlitt die lange Nacht der geistigen Finsternis und nur durch die Gnade Gottes sind überhaupt einige Zweige vor der gänzlichen Vernichtung bewahrt worden – zuerst die Heiden-Efraim-Mischung, dann der lamanitische Überrest Josephs, damit der Ausspruch erfüllt werden könnte: „Der Letzte wird der Erste und der Erste der Letzte sein.“ (Matth. 20:16) Ihr, die ihr Lamaniten seid, denkt daran: In eurer Vergangenheit befinden sich Männer wie Nephi und sein Bruder Lehi, die sich, als sie ins Gefängnis geworfen wurden, im Dienst des Herrn als Missionare befanden, die so rechtschaffen und voller Glauben waren, dass sie, obwohl von Feuer umgeben, nicht verbrannt werden konnten, deren Gesichter wie das von Moses strahlten, als er vom Berg herab stieg, deren Verfolger fragten: „Wer ist es, mit dem diese Männer sprechen?“ Und die Antwort kam: „Sie sprechen mit den Engeln Gottes.“ (Hel. 5:38-39) Ihr seid ein erwähltes Volk; ihr habt eine brilliante Zukunft. Ihr könnt all die Reichtümer dieser Erde besitzen, aber ihr wärt nichts im Vergleich zu dem, was ihr in dieser Kirche sein könnt. Ihr könnt über viele Nationen regieren, aber ihr hättet nichts im Vergleich zu dem, was ihr durch das heilige Priestertum haben könnt, als König oder Königin für den Allerhöchsten Gott.

Ihr Nichtlamaniten, die ihr, wenn ihr diese eure Brüder und Schwestern anschaut, nur das sehen könnt, was „dunkel und ekelhaft“ ist, achtet auf euch selbst! Schaut in eure eigene Vergangenheit – irgendeine eurer Vergangenheiten – und ihr werdet Jahrhunderte von Ekelhaftigkeiten und Unrechtschaffenheiten finden. Und dann schaut in die Heilige Schrift und entdeckt die Meinung des Herrn über dieses erwählte Volk, zu dem die Lamaniten gezählt werden. Ihr, die ihr „auf der anderen Seite vorbeigeht“, wenn ihr einen von diesen trefft, die, so könnte man sagen, von Jerusalem nach Jericho gegangen und unter Diebe entkleidet und geschlagen worden sind, in den Worten des Propheten Joseph Smith: „Ihr wisst nicht mehr über die Bestimmungen dieser Kirche und das Königreich als ein Baby auf dem Schoß seiner Mutter. Ihr begreift es nicht.“ (Wilford Woodruff, General Conference Report, 8. April 1898, S. 57), wenn ihr vor kurzem bei mir gewesen wärt, um Zeuge eines Chores von kleinen lamanitischen Kindern zu sein, die sangen: „Ich bin ein Kind des Herrn“, hättet ihr eine Vision von dem gesehen, was der Herr für dieses, sein Volk im Sinn hat.

Der Herr sagte: „Ich werde die Herzen der Nichtjuden erweichen, dass sie Väter für sie [den lamanitischen Überrest Josephs] sein werden.“ (2. Ne. 10:18) Ein liebender Vater verachtet seine Kinder nicht. Diese sind ein erwähltes Volk und diese Kirche spielt bei ihrer Wiederherstellung für ihr rechtmäßiges Erbe eine wichtige Rolle. Die Kluft zwischen dem, was sie sind und was sie sein werden ist eine Gelegenheit. Das Evangelium bietet diese Gelegenheit: Es ist unsere, zu geben. „Und gesegnet sind alle, die Zion an jenem Tage hervorzubringen suchen, denn sie sollen die Gabe und Macht des Heiligen Geistes haben; und wenn sie bis ans Ende ausharren, sollen sie am Jüngsten Tage erhoben werden und... wie lieblich werden sie auf den Bergen sein.“ (1. Ne. 13:37)

Es gibt einen Punkt, den ich deutlich machen möchte, während ich wiederhole, was der Herr sagte: „Ich werde euch dieses Land unter einer Bedingung geben.“ Der Anspruch des Landes Amerika ist ein bedingter Titel und nur diejenigen, die die Gesetze Gottes leben und ihm treu dienen, können es erben. Er wollte, dass die Jarediten herüber kamen. Sie fanden Amerika. Sie lebten hier eine lange Zeit und reiften in Sünde heran, bevor sie dem Volk Mulek begegneten. Dann wurde das Land Lehi und seinen Söhnen und ihren Familien gegeben, aber als eine Fülle an Sünde unter diesen Kindern des Landes aufkam, wurden sie hinweggefegt. Deshalb möchte ich, dass wir in unserem Herzen die Tatsache festhalten, dass dieses Land nur so lange unseres ist, wie wir die Gebote Gottes leben. Ob es nun Griechen, oder Italiener oder Norweger sind, oder wer auch immer hingeht, um sich an diesem Land zu erfreuen, sie werden Gott dienen oder sie werden hinweggefegt werden.

Dies ist es, was mir heute Angst macht, wenn ich die Magazine und Zeitungen lese und sehe, dass die Nichtjuden, die heute in diesem Land leben, mindestens zu einem gewissen Ausmaß die Gebote nicht leben. Es gibt viel Übel, viele Fehler, viel falsches Handeln in diesem unseren Land. Viele Menschen brechen das Gesetz Gottes und der Tag wird kommen, wann er dies einfach nicht mehr dulden kann. Er sagt, dass er es nicht dulden wird. Wenn sie in ihren Sünden reif werden, wird der Tag kommen, wann sie hinweggefegt werden. Vor diesem Tag fürchten wir uns ein wenig, nicht wahr, wenn die Menschen mit ihrer Unmoral und Hässlichkeit so dicht an den Rand gehen.

Also ist heute mein Aufruf an die Lamaniten, an alle Lamaniten, die Mexikaner, die Polynesier, die Indianer, nach den Geboten Gottes zu leben und sich dieses erlesenen Landes als würdig zu erweisen. Und ein weiteres Wort der Warnung: Haltet eure Stärke für einen hohen Zweck aufrecht. Haltet eure Augen allein auf die Herrlichkeit Gottes gerichtet. Bewahrt euren Glauben und lebt nach den Grundsätzen des Evangeliums.

Denkt daran, dass das Evangelium Jesu Christi mit Radikalismus oder Kommunismus oder jedem anderen „-ismus“ nicht vereinbar ist. Es könnten solche geben, die bekunden eure Erlöser zu sein. Sie könnten euch mit ihrer Macht oder ihren merkwürdigen Philosphien versklaven. Wenn einige ihrer Führer Motive haben, die selbstsüchtig und fragwürdig sind, habt mit ihnen nichts zu schaffen. Vielleicht würden einige sogar zu unweisen Handlungen anregen. Habt Acht vor ihnen. Haltet eure Füße auf dem Boden und eure Häupter aufrecht. Hört auf eure ordnungsgemäß ausgewählten Stammesführer und bleibt bei denen, die Unabhängigkeit, Gleichheit und vollkommene Freiheit für das Indianervolk allein mit friedlichen Mittel wollen. Nur diese Art von Erfolg wird andauern.

Der Herr hat einen umfassenden Plan und ich habe eine feste Überzeugung, dass der Plan, den er vor vielen Jahrtausenden ausarbeitete, durch die Programme der Kirche ausgeführt werden wird. Gerade jetzt greift die Kirche auf ihre Resourcen zurück, um die Lamaniten auszubilden, ihre Lebensbedingungen und ihre Gesundheit zu verbessern, zur Kenntnis vom Evangelium ihres Erlösers zu bringen. Ich habe um zunehmende Anstrengungen in der Missionarsarbeit unter den Lamaniten gebeten und ich bin sehr dankbar über die Reaktion. Die Missionen in den Lamanitengebieten sind die tätigsten und produktivsten von allen mit viel mehr Bekehrten pro Missionar als in jeder anderen Mission. Es ist wie in alten Tagen: „Auch sehen wir, dass der Herr anfing, seinen Geist über die Lamaniten auszugießen, weil sie gern und willig an seine Worte glaubten.“ (Hel. 6:36) Wir haben jetzt viele lamanitische Missionare im Feld und es wird viel, viel mehr geben; da bin ich sicher.

Und können wir unseren Glauben nicht ausüben, um dieses Werk noch weiter auszuweiten? Enos sprach ein Gebet des mächtigen Glaubens und sicherte sich eine Verheißung vom Herrn, dass der Lamanite bewahrt werden würde. Wie wunderbar wäre es, wenn eine Million Familien der Heiligen der Letzten Tage auf ihren Knien wären und täglich im Glauben beten würden, dass das Werk unter diesen ihren Brüdern beschleunigt werden würde, dass die Türen geöffnet werden könnten.

Die Lamaniten müssen sich wieder in Würde und Stärke erheben, um sich völlig ihren Brüdern und Schwestern des Haushaltes Gottes anzuschließen, sein Werk in Vorbereitung auf jenen Tag voran zu bringen, wann der Herr Jesus Christus zurückkehren wird, um sein Volk zu führen, wann das Millennium hereinbrechen wird, wann die Erde erneuert werden und ihre paradiesische Herrlichkeit erhalten wird und ihre Länder vereinigt und ein Land sein werden. Denn die Propheten haben gesagt: „Darum soll der Überrest von Josephs Haus in diesem Land aufgebaut werden, und es soll ein Land ihres Erbteils sein; und sie sollen dem Herrn eine heilige Stadt bauen, wie Jerusalem vor Alters; und sie sollen nicht mehr zu Schanden werden, bis das Ende kommt, wo die Erde vergehen wird.“ (Ether 13:8)

Hierin habe ich großen Glauben.

 
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