Wer und wo sind die Lamaniten?

Ensign, Dezember 1975


 

Wer und wo sind die Lamaniten?


 

von Lane Johnson, Assistierender Redakteur


 

(übersetzt von Manfred Trzoska)


 

Um eine Karte zu erstellen, die zeigt, wo sich die Lamaniten der Welt heute befinden, muss der Kartenersteller als erstes genau festlegen, was ein Lamanite ist. Dies erweist sich als keine kleine Aufgabe, denn die Bezeichnung Lamanite wird in mehreren verschiedenen Bedeutungen in den Schriften verwendet, um eine besondere Rassenlinie zu beschreiben, eine politische/religiöse Gruppe, ein Bundesvolk, usw. Das Alte und das Neue Testament und das Buch Mormon, die zusammen betrachtet in begrenztem Sinne einen Teilbericht der Bevölkerung der Erde darstellen, liefern einen nützlichen Zusammenhang, in dem man dieses Problem betrachten muss.


 


Nachkommen der Buch-Mormon-Völker (Bevölkerungsdichte)


 

Die Geschichte der Bevölkerung der Erde ist in Wirklichkeit eine Geschichte der Zerstreuung der Nachkommen Noahs, der manchmal der "zweite Vater der Menschheit" genannt wird. Diese allgemeine Zerstreuung begann nach der Flut, als die Söhne Noahs und ihre Kinder begannen, sich "in ihren Ländern" nach ihren Völkerschaften auszubreiten (siehe Gen. 10:5, 20, 31), und wurde zur Zeit des Turms zu Babel stark beschleunigt, als der Herr die Sprache des Volkes verwirrte und "sie überallhin auf dem Angesicht der gesamten Erde zerstreute". (Gen. 11:9)

Direkt nach der Beschreibung von Babel in Genesis 11 bewegt sich der Bericht des Alten Testaments rasch Abraham zu, einem Nachkommen Sems, und hört hiernach auf, ein Bericht aller Nachkommen Noahs zu sein. Stattdessen fokussiert er sich vollkommen auf das Bundesvolk des Herrn, was vermutlich einen relativ kleinen Teil der Gesamtbevölkerung der Erde jener Zeit betraf. Wir wissen sehr wenig über den Rest von Noahs Nachkommen, mit der Ausnahme, dass jene mit der Zeit durch die Weiten des Landes zogen und die heidnischen Nationen der Erde wurden.

Die Völker der Erde hatten sich, als die Zehn Stämme Israels in die Gefangenschaft nach Assyrien geführt wurden, seit 1500 Jahren vom Turm zu Babel her ausgebreitet. Kurz danach wurde Juda von Nebukadnezar ins Exil gebracht, und obwohl einer Gruppe gestattet wurde zurückzukehren, um Jerusalem wieder aufzubauen, blieb der größte Teil des Königreiches Juda in Babylon, um schließlich zerstreut zu werden. Dann, im Jahre 70 n. Chr. wurde der Überrest der Juden durch die Römer aus dem verheißenen Land vertrieben, um die Zerstreuung Israels vollständig zu machen.

Was wir in diesem kurzen Abriss erkennen, ist ein Bild der allgemeinen Ausstreuung der Nachkommen Noahs in der ganzen Welt, die zur Zeit der Flut begann, und die zusammen mit anderen Gruppen - dem Überrest Israels in Intervallen ausbrachen, um den früheren Auswanderern in die verschiedenen Ecken der Erde zu folgen und sich dort unter den Fremden, obwohl sie entfernt verwandt waren, einzurichten.

In diesem ausgedehnten Bild finden wir das Volk des Buches Mormon, das ein Teilbericht einiger jener ist, die zu verschiedenen Zeiten aus der Alten Welt durch den Herrn fortgeführt wurden, um sich auf den amerikanischen Kontinenten einzurichten: die Jarediten, die zur Zeit des Turms zu Babel fortgeführt wurden und daher ein Teil der frühesten Ausstreuung der Nachkommen Noahs wurden; die Lehi-Kolonie, die während der Regierung Zedekiahs aus Jerusalem geführt wurde, direkt vor der Gefangenschaft Judas durch Nebukadnezars; und die Kolonie Muleks, des jüngsten Sohns Zedekiahs, der elf Jahre nach Lehi Jerusalem verließ.

Die Bezeichnung Lamanite wurde das erste Mal auf die buchstäbliche Familie Lamans, dem ältesten Sohn Lehis, angewendet. Diese Bezeichnung erhielt aber bald einen größeren Anwendungsbereich, als Laman, Lemuel und einige Söhne Ishmaels gegen Nephi rebellierten und danach trachteten, ihn zu töten, dem der Herr seine Vollmacht übertragen hatte. Zu jener Zeit schnitt der Herr sie von seiner Gegenwart ab und ließ eine dunklere Hautfarbe über sie kommen (siehe 2. Ne. 5:19-21). Danach bezog sich die Bezeichnung Lamanite auf eine religiöse/politische Clique, die sich darin unterschied, dass sie gegen die Kirche kämpfte (siehe Jakob 1:13-14). Die Abstammung wurde zunehmend zu einem geringeren Faktor und später gibt es viele Beispiele, wie Lamaniten zu Nephiten und Nephiten zu Lamaniten wurden.

Fast 200 Jahre lang nach dem Kommen Christi nach Amerika, gab es keine Lamaniten, "auch keine Art von -iten, sondern sie waren eins, die Kinder Christi und Erben des Königreiches Gottes" (4. Ne. 1:17). Aber bald fiel ein Teil des Volkes ab und nahm die Bezeichnung Lamaniten auf sich, "daher begann es, wieder Lamaniten im Land zu geben" (4. Ne. 1:20). Ganz klar bezieht sich in diesem Fall Lamanite wieder auf den Zustand der Rechtschaffenheit einer politischen/religiösen Gruppe, vermutlich auf eine Zusammensetzung der Nachkommen vieler ursprünglicher Kolonisten in der Neuen Welt. Die Lamaniten dieser Definition überlebten nach dem Abschluss des Buch-Mormon-Berichtes und sie sind dieses Volk von dem die Lamaniten heute abstammen, das heißt, sie sind die Nachkommen Lehis, Ishmaels und Zorams (siehe LuB 3:17-18). Sie sind die Nachkommen Muleks und der anderen seiner Kolonie (siehe Hel. 6:10, Omni 1:14, 15) und sie könnten auch von anderen Gruppen abstammen, von denen wir keinen Bericht haben. Sicher haben sie sich mit vielen anderen Linien an den entfernten Enden ihrer Ausbreitung in Amerika und den meisten Inseln des Pazifik vermischt, seit der Zeit, als Moroni ihnen 421 n. Chr. Lebewohl sagte.

In dieser zusammengesetzten Gruppe befindet sich das Blut Israels, denn wir wissen, dass Lehi vom Stamm Manasse (siehe Alma 10:3), dass Ishmael von Ephraim (siehe JD 3:184) und dass Mulek von Juda war, der ein Nachkomme König Davids durch Zedekiah war. Darum haben die heutigen Lamaniten, all die vermischten Nachkommen der Buch-Mormon-Völker, einen rechtmäßigen Anspruch auf den abrahamitischen Bund und haben, da sie jetzt an der Reihe sind, die Pflicht, diese Segnungen jenen Nationen der Erde zu bringen, die immer noch in Finsternis sind, dem Überrest der Nachkommen Noahs.


 

 
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